The Audiophile Choice

John Yao’s Triceratops: „How We Do“

See Tao Recordings, Oktober 2019 (CD)

John Yao: Posaune
Billy Drews: Sopran- und Alt-Saxofon
Jon Irabagon: Tenorsaxofon
Peter Brendler: Bass
Mark Ferber: Drums

Der relativ junge New Yorker Posaunist, Komponist und Arrangeur John Yao (Jg. 1977) hat schon mehrfach gezeigt, dass er auf seinem Instrument zu den Besten der aktuellen Szene gehört, ist bei uns aber erst noch richtig zu entdecken – und es ist eine der erfreulichsten Entdeckungen des ganzen Jahres. Nachdem er als Sideman im Vanguard Jazz Orchestra, bei Kurt Elling oder Chris Potter als Instrumentalist auf sich aufmerksam machte, und mit einer 17-köpfigen Großformation („Big Band“ passt da als Begriff aus der Swing-Ära eben nicht mehr) auf „Flip-Flop“ (See Tao, 2015) auch sein außergewöhnliches Talent als Arrangeur bewiesen hat, ist sein sensationelles neues Quintett einmal mehr die reinste Freude.

Komplexer, zeitgenössischer Jazz auf höchstem spielerischen und kompositorischen Niveau, abwechslungsreich, mit perfektem Zusammenspiel der drei Blasinstrumente, improvisierend, aber nie beliebig und auch in den freieren Passagen doch immer noch federnd swingend. Yaos Posaunenspiel ist virtuos und humorvoll, präsent aber nicht aufdringlich (was die Posaune ja manchmal sein kann), erinnert vielleicht am ehesten an Ray Anderson, wie überhaupt der Gruppensound bei aller Eigenständigkeit in Richtung von Bobby Prevites „Bump“ oder der Jazz Passengers geht – und bessere Referenzen sind ja kaum zu finden, wenn es um modernen Jazz geht, bei dem auch der Spaß nicht zu kurz kommt.

Dem aktuellen Quintett nun den Namen eines kräftigen, dreigehörnten Sauriers zu geben, hat natürlich – wie die Musik selbst – auch eine gewisse Selbstironie und spielt vermutlich auf die ungewöhnliche Besetzung ohne Akkordinstrument mit drei gleich starken Bläsern an, die sich mit großer Spielfreude gegenseitig zu Höchstleistungen inspirieren. Wobei der ältere Bobby Drewes hervorragend mit den beiden jüngeren harmoniert – Bass und Schlagzeug liefern das verlässliche Fundament, sind aber keineswegs auf die begleitende Rolle beschränkt.

Großartige, höchst gegenwärtige Musik also, und mit dieser, auch als CD in ausgezeichneter Klangqualität edierten Aufnahme „How We Do“, müsste John Yao auch bei uns endlich die gebührende Aufmerksamkeit bekommen. Man kann sich daher nur wünschen, dass er mit dieser Formation nicht nur wie schon oft im legendären New Yorker Village Vanguard oder in seinem Haus-Club „Terraza 7“ (Queens, NY, wo er auch lebt) auftritt, sondern auch in Deutschland bald und möglichst oft zu hören sein wird!

Thomas Neuhauser (26/11/2019

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